Klimaneutrale Region Oberland-Ost
Berner Oberland-Ost
Wie alles begann...
In der Region Oberland-Ost wurde für das Projekt «Klimaneutrale Region Oberland-Ost» in Zusammenarbeit mit der Universität Bern eine Workshopserie bestehend aus 3 Workshops durchgeführt, um zusammen mit lokalen Akteuren Lösungen hin zu einer klimaneutralen Region zu finden. Diese Workshops wurden von der Regionalkonferenz Oberland-Ost (RKOO), dem Kanton Bern und der Wyss Academy for Nature zusammen mit dem Centre for Development und Environment (CDE) der Universität Bern organisiert und finanziell vom Bundesamt für Energie unterstützt. In diesem Artikel wird eine kurze Übersicht über die Anlässe und somit zum Prozess "Klimaneutrale Region Oberland-Ost" gegeben.
Workshop 1
Situation heute: Chancen und Herausforderungen
3. September 2021, 8:00 – 13:00, Hotel Metropole, Interlaken
Der erste Workshop in der Region Oberland-Ost zur Klimaneutrale Region setzte sich zum Ziel, ein gemeinsames Verständnis der heutigen Situation zu erlangen. Dazu gehörte die Erarbeitung von Chancen und Herausforderungen sowie die Definition von Handlungsfeldern. Insgesamt folgten 34 Personen aus den Bereichen Tourismus, Mobilität, Privatwirtschaft/Landwirtschaft, Energieproduktion/-versorgung, regionaler und Gemeindebehörden sowie Zivilgesellschaft der Einladung.
In verschiedenen Inputs zum Thema Klimaneutralität wurde auf den Event eingestimmt. Michel Müller vom Ingenieurbüro EBP referierte über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels und prognostizierte die Auswirkungen für die Region Oberland-Ost. Der Energieberater von der RKOO Roland Schneider bilanzierte die Entwicklungen der Energieproduktion in den vergangenen Jahren. Susanne Wymann von Dach von der Universität Bern skizzierte die nötigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Wandel. Schliesslich präsentierte Reto Fry von der Region Flims Laax Falera ihren Weg zur klimaneutralen Region bis 2030.
Nach diesen einstimmenden Impulsreferaten wurden die Teilnehmenden in sechs Gruppen selbst aktiv. Sie identifizierten die grössten Problemfelder bezüglich Treibhausgasemissionen in der Region. Anschliessend wurden die Problemfelder priorisiert und visualisiert. In einer zweiten Gruppenarbeit wurden die Faktoren zusammengefasst, welche den Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft hemmen. In einem dritten und letzten Schritt konzentrierten sich die sechs Gruppen darauf, einen Überblick über bereits bestehende Initiativen oder Projekte in der Region zu gewinnen.
Insgesamt kam in den Gruppen eine beeindruckende Breite und Vielfalt an Wissen zusammen: In allen Themenbereichen konnten viele wichtige Informationen gesammelt werden, welche die Grundlage für die weitere Arbeit legten.
Workshop 2
Visionen und Entwicklungspfade
10. Dezember 2021, 8:00 – 13:00, Hotel Metropole, Interlaken
In Anschluss an den ersten, erfolgreichen Workshop trafen sich in Interlaken im Dezember 2021 erneut 40 motivierte Personen aus der Region Oberland-Ost für einen Austausch. Gemeinsam hatten sie die Absicht, eine Vision für eine Klimaneutrale Region sowie mögliche Entwicklungspfade dafür zu entwerfen.
Angestimmt wurde der Event wieder von inspirierenden Impulsreferaten, um die Teilnehmenden zu aktivieren. Karin Augsburger vom Bundesamt für Raumplanung stellte Umsetzungspfade für klimaneutrale und klimaresiliente Alpen in der Schweiz vor. Danach durften die Teilnehmenden aus den Erzählungen von Andreas Bertel über die Klima- und Energiemodellregion Grosses Walsertal in Österreich lernen.
In der Folge entwickelten die Teilnehmenden in thematischen Gruppen Visionen einer klimaneutralen Region Oberland-Ost. Das Projektteam von der Universität Bern hatte basierend auf den Resultaten des ersten Workshops 26 Teilvisionen für verschiedene Bereiche entwickelt. Diese wurden von den Teilnehmenden präzisiert und ergänzt. Neu kamen noch 8 Teilvisionen dazu. So entstand für alle 7 Bereiche (Gebäude und Wohnen; Mobilität; Konsum und Ernährung; Privatsektor; Land- und Forstwirtschaft; Tourismus; Energieproduktion und –versorgung; Kommunikation; Bildung und Beteiligung) eine Vision eines klimaneutralen Oberland-Ost.
Unter Einhaltung der Corona-Schutzmassnahmen wird rege diskutiert.
In der zweiten Gruppenarbeit entwickelten die Teilnehmenden pro Bereich Entwicklungspfade, um die zuvor diskutierten Visionen zu erreichen. Die Entwicklungspfade wurden schliesslich zusammengetragen und in Flowcharts dargestellt. Auffällig ist der hohe Stellenwert von Information, Beratung, Kommunikation und die Bestimmung der Verantwortlichen in allen Entwicklungspfaden.
Workshop 3
Eine gemeinsame Umsetzungsagenda
17. Juni 2022, 8:00 – 17:00, Congress Centre Kursaal, Interlaken
Weitergeführt wurde die Workshop-Serie vom 3. Event der Reihe. In diesem ging es darum, gemeinsam intensiv an Entwicklungspfaden und Umsetzungsideen zu arbeiten. Dafür sollten konkrete Projektideen und -eingaben erarbeitet werden, welche die Region auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. 34 tatkräftige Leute sammelten sich, um dieses ambitiöse Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dieses Mal dauerte der Workshop anstelle eines halben Tags einen ganzen Tag.
Gestartet wurde wie üblich mit Impulsreferaten. Zum Einstieg präsentierte Michel Müller vom Beratungsbüro EBP die Ergebnisse der regionalen Treibhausbilanz. Diese ist auf der Energiedatenplattform des Kantons Bern zu finden. Für jede Gemeinde können die lokalen Treibhausgasemissionen eingesehen werden. In einem zweiten Referat stellte Stephanie Moser von der Universität Bern die Ergebnisse einer Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner der Region zu Energienutzung und Klima vor.
Anschliessend wurden die Teilnehmenden wieder selber aktiv. In Gruppen wurde für jeden Bereich diskutiert, welche der 34 Teilvisionen priorisiert werden und wie die Entwicklungspfade dahin konkretisiert werden können. Inspiriert wurden sie dabei von einem Kartenset mit guten Beispielen aus anderen Regionen, welches das CDE entwickelt und zur Verfügung gestellt hat. Als Abschluss der Gruppenarbeit entwickelten die Teilnehmenden Startideen, die als Ausgangspunkt für konkrete Projektideen dienten. Insgesamt wurden 20 Projektideen skizziert.
Nach einem klimaneutralen Mittagessen folgten zwei weitere Impulsreferate. Im ersten Vortrag von Sebastian Vitzthum stellte er die Klima- und Energiemodellregion Tourismus Zell am See - Kaprun vor. Ihr Ziel ist es, sich zu einer Modelltourismusregion im Klimaschutz zu entwickeln. In der zweiten Präsentation stellte Thomas Rosenberg vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Bern vor, wie der Prozess hin zu einer klimaneutralen Region nach der Workshopserie weitergeht.
Olivier Jacquat und Stefan Schweizer (v.l.) während der Gruppenarbeit.
Den Grossteil des Nachmittags wurde verwendet, um die am Morgen ausgearbeiteten Projektskizzen weiter zu vertiefen und zu schärfen. Insgesamt wurden 9 Projektideen weiterbearbeitet. Die Projektideen wurden schliesslich auf einem Projektcanvas visualisiert und an das Projektteam von der Wyss Academy und dem Kanton Bern abgegeben.
Mit diesen drei Workshops wurde die strategische Planungsphase abgeschlossen. Die eingegebenen Projekte haben jedoch gerade erst gestartet. Nun liegt es an den Projektinitiantinnen, Projektinitianten und dem Projektteam, die Projekte weiter voranzutreiben. In Zukunft werden in der Region weitere Vernetzungsanlässe und ein vierter Workshop stattfinden, um die Projekte voranzutreiben und neue Projektideen einzuholen.