Klimaneutrale Region Oberland-Ost
Berner Oberland-Ost
Eine Klimaneutrale Region Oberland-Ost - aber wie denn?
Im Rahmen des Projekts " Klimaneutrale Region Oberland-Ost" wurden verschiedene Workshops mit lokalen Akteuren durchgeführt. Daraus kristallisierten sich verschiedenste Herausforderungen, die in den folgenden Entwicklungspfaden aufgezeigt werden. Mehr zu der Entstehung dieser Pfade kann hier gefunden werden.
Gebäude und Wohnen:
Die eher ältere Bausub stanz der Wohn-, Industrie- und Gewerbegebäude und die vielen zeitweise leerstehenden Zweitwohnungen entsprechen vielfach nicht den heutigen hohen energetischen Standards. Im Jahr 2019 wurden 62% der Gebäude in der Region noch mit fossilen Energieträgern beheizt (RKKO 2020). Herausforderungen bestehen ebenfalls bei der fehlenden Wärmedämmung und beim fehlenden Ausbau der Photovoltaik. Der Solarstrom machte 2019 nur 0.8% des Strommixes in der Region aus (RKOO 2020). Auch werden oft energieintensive Baumaterialien verwendet.
Mobilität:
Die bergige topografische Lage und die verstreute Siedlungsstruktur bedingen lange Verkehrswege für Einheimische und Gäste. Die Einheimischen nutzen mehrheitlich fossil betriebene Fahrzeuge und es fehlt an einer attraktiven und sicheren Veloinfrastruktur. Auch die Erschliessung der Dörfer durch den ÖV wird teilweise als wenig attraktiv beurteilt. Innovative, koordinierte Mobilitätskonzepte und Ladeinfrastruktur für die 8 E-Mobilität sind noch kaum verbreitet. Gäste, vor allem Tagestouristinnen und -touristen, reisen oft mit Privatwagen an und überlasten damit die Stras sen. Zu Stosszeiten ist auch der ÖV überlastet und es mangelt an einer effektiven Lenkung der Fahrten in der Region. Nicht zuletzt stellen die Flugreisen der internationalen Gäste eine Herausforderung dar.
Privatsektor, Landwirtschaft, Forstwirtschaft:
Die für die Region wichtige Viehwirtschaft und der hohe Konsum tierischer Produkte verursachen hohe Treibhausgasemissionen. Es mangelt an Wissen, welche Möglichkeiten bestehen, die Viehwirtschaft klimaverträglicher zu gestalten und Senken für Treibhausgase in der Region zu fördern.
Energieproduktion und -versorgung:
Der starke Fokus auf die Produktion aus Wasserkraft führte dazu, dass andere erneuerbare Energieträger noch wenig verbreitet sind, namentlich die Solarenergie und die Energie aus Biomasse. Trotz der Speicherkraftwerke mangelt es an Möglichkeiten zur Energiespeicherung. Es fehlt an Information und Beratung, aber auch an finanziellen Anreizen für einen Wandel. Daneben werden Bewilligungsverfahren als aufwändig und die Interessensabwägungen zwischen Landschaftsschutz/Biodiversität und Energienutzung als herausfordernd empfunden.
Tourismus:
Gäste und Zweitwohnungsbesitzende sind kaum für Nachhaltigkeits- und Energiethemen sensibilisiert und werden bei Sanierungsfragen zu wenig miteinbezogen. Der zunehmende «schnelle» Tourismus mit kurzer Aufenthaltsdauer und hohen Ansprüchen an Komfort, Wellness und Erlebnis generiert einerseits nur bedingt regionale Wertschöpfung und führt andererseits zu einem hohen Verkehrsaufkommen und einem hohen Pro-Kopf Energieverbrauch.
Konsum und Ernährung:
Das Potential der regionalen Produktekreisläufe, vor allem im Ernährungsbereich, wird heute zu wenig genutzt, da es an lokaler Verarbeitung und Verteilung fehlt. Dabei spielen auch die vergleichsweise hohen Preise lokaler Produkte eine Rolle. Zudem werden zu viele Nahrungsmittel «verschwendet» und es fehlt an etablierten Kreisläufen und Recyclingmöglichkeiten für unterschiedliche Wertstoffe.
Kommunikation, Bildung und Beteiligung:
Nebst einem allgemeinen Mangel an Fachkräften fehlt es an vielfältigen Informationen und an Beratung für Bevölkerung und Wirtschaft. Dies betrifft insbesondere Sanierungen, ist aber auch in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitslabels und Zertifizierungsmechanismen relevant. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie Wissen und Motivation unterstützt werden können, damit der Wandel in der Region gelingen kann.